Herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag, liebe Kirsten Boie!

Juli und die Liebe

Aus: Kirsten Boie, Jutta Bauer, „Juli und die Liebe“ in: „Juli!“ Beltz und Gelberg 2005

Liebe Kirsten,

Du heißt nicht Britta. Und 20 Jahre alt wirst du auch nicht. Aber wir gratulieren Dir von Herzen gemeinsam mit einer Deiner allerwundervollsten Figuren, die Du erschaffen hast, mit Deinem Juli, der sich in dieser Episode komplett in Britta, die Praktikantin im Kindergarten verliebt, die 20 Jahre alt wird, und der Juli mehr als sein Herz schenkt….nämlich eine Tüte süßer Gummitiere. Gekauft mit dem Geld aus dem eigenen Sparschwein!

(Wir sehen oben eine der genialen Illustrationen von Jutta Bauer zu den Juli Geschichten…)

Wir wissen auch gar nicht, wie Du „Geburtstag haben“ so findest. Aber Du hast, für alle Kinder, die sich gerne feiern lassen, eine Wortführerin gefunden, Tara aus dem Möwenweg:

 „Ist Geburtstag nicht schön? Ich finde, Geburtstage sind so schön, dass man es kaum aushalten kann. Jedes Jahr muss ich wieder nachdenken, ob ich Geburtstag oder Weihnachten schöner finde. Am Geburtstag finde ich Geburtstag schöner. Und Weihnachten finde ich Weihnachten schöner.“

Liebe Kirsten, es ist eine der unvorhersehbaren VolIMG_7837ten des Lebens, dass wir nun ausgerechnet Dir, der Kämpferin für das „leibhaftige Buch“, der begnadeten Vorleserin für einen kleinen aber auch genauso riesengroßen Kreis physisch anwesender Menschen nur digitale Grüße senden können.

Wir haben im Kinderbuchhaus überlegt: Welches Buch, welche Figur hat Kirsten Boie mir ganz persönlich für meine Lesebiografie geschenkt? *

Wir senden Dir also hier unsere sehr persönlichen Rezensionen unter der Rubrik

„Kirsten Boies Bücher und ich“

Here we go:

Dagmar wählt „Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen“

Kirsten Boies Geschichten entstehen auf dem Grund feiner Beobachtungen des ganz normalen Lebens. Wie Menschen, besonders wie Kinder sprechen, spielen, lustig und traurig sind, das kann Kirsten Boie sehr genau sehen und in Worte, mehr noch, in Geschichten kleiden. Sie macht uns die  Welt mit ihren Worten sichtbarer. Oft sind das Welten, die wir scheinbar kennen, so wie im Möwenweg etwa. Dass aber nicht überall Möwenweg ist, das weiß Kirsten Boie nicht nur, sondern sie hat uns schon oft entführt in fremde, komplizierte oder zurückliegende Zeiten. Mit „Monis Jahr“, mit „Ringel Rangel Rosen“, aber doch auch mit dem „Ritter Trenk“ und den „Medlewingern“.

Und dass nicht überall Möwenweg ist, das wissen alle ihre LeserInnen spätestens seit „Es gibt Geschichten, die kann man nicht erzählen.“ Das schmale Buch mit vier Geschichten einiger Kinder aus Swasiland, Aidswaisen allesamt, großartig illuminiert von Regina Kehn, ist das eindringliche literarische Zeugnis ihres schon jahrelangen Engagements in Swasiland, diesem armen, wunderschönen südafrikanischen Land. Reich an landschaftlicher Schönheit und reich an Elend.

IMG_7817„Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen“ –  Doch, Kirsten Boie kann es. Sie erzählt von Not, Elend und Einsamkeit, vom Alltag aber auch von der bewundernswerten Stärke und Tapferkeit der Kinder in Swasiland. Kisten Boie erzählt in scheinbar einfacher Sprache eindringlich für  Kinder UND für uns erwachsene Leser gleichermaßen. Sie bringt uns diese schwere Ferne so nah, wie sie uns kommen muss, um Empathie zu entwickeln. Ihre Texte sind so plastisch, dass Regina Kehn, die nie in Swasiland war, aufgrund dieser Erzählungen Bilder schuf, die uns mit in ein Land nehmen, das uns allen doch so fern ist.

Kirsten Boies Art, in ganz einfachen Sätzen für Kinder verständlich zu schreiben und für die erwachsenen (Vor)Leser an keiner Stelle unterfordernd zu schreiben, sondern ihnen zuweilen sogar ein kleines Augenzwinkern zu schenken, das verbindet Kirsten Boie mit den ganz großen Kinderliteraten.

Vornehmlich für die das Swasiland prägenden Aidswaisen engagiert sich Kirsten Boie seit Jahren vor Ort und durch ihre Möwenweg-Stiftung. Darf man denn eine Stiftung, die sich für die Ärmsten der Armen, für die Aidswaisen in Swasiland engagiert, „Möwenweg-Stiftung“ nennen? Kirsten Boie hat das sicher ganz mit Absicht so entschieden. Denn auch und gerade diese Kinder brauchen noch mehr als Brot und Wasser und Medizin. Sie brauchen Freude am Leben, Neugier auf die Welt der Bücher, Neugier auf Bildung. Auch wenn es wohl nie einen Möwenweg in Swasiland geben wird, so wird es dort hoffentlich mit Unterstützung der Möwenweg-Stiftung Kinder geben, die Bücher wollen. Und eines Tages schreibt dann dort womöglich jemand Geschichten für Kinder, die Kinder einfach nur glücklich und neugierig machen sollen. Geschichten gelingender Kindheit.

(Kisten Boie, Regina Kehn: „Es gibt Geschichten, die kann man nicht erzählen“. Oetinger, 2013)

 

Hannah O. wählt „King-Kong, das Reiseschwein“

Ganz allein in eine Geschichte eintauchen und diese Wort für Wort erkunden können – Meine ersten genussvollen Selbstleseerfahrungen waren eng mit Kirsten Boies Erstlesebüchern verknüpft.

Dindex2arum denke ich beim Namen King-Kong nicht zuerst an einen riesigen Affen sondern an ein kleines Meerschweinchen. Um genau zu sein, an ein Geheimschwein. Denn als Jan-Arne in King-Kong, das Geheimschwein von seinem Freund Frieder ein Meerschweinchen geschenkt bekommt, versteckt er es kurzerhand unterm Bett. Er darf nämlich gar kein Haustier haben.

Ob Geheimschwein, Reiseschwein, Zirkusschwein, Liebesschwein oder Schulschwein
– Kirsten Boies King-Kong Bücher sind augenzwinkernd erzählte Alltagsabenteuer
mit Meerschweinchen. Bücher, die für mich zum Türöffner in die Welt der (selbstgelesenen) Geschichten wurden. Weshalb ich auch nur in mein Bücherregal greifen musste, um meine Erinnerungen aufzufrischen. Denn da stehen sie noch die weißen Sonne Mond und Sterne Erstlesebücher. Denn mit King-Kong fing alles an. Danke dafür, liebe Kirsten Boie.

(Kisten Boie: „King-Kong, das Riesenschwein“. Oetinger, 1989)

 

Christine wählt „Josef Schaf will auch einen Menschen“

Boie_JosefSchafHeute ist Kuschelmenschtag! „Da steckt Josef seine alte Puppe schnell wieder in den Ranzen zurück. So ein Stoffding ist ja peinlich …“ –
„Josef Schaf will auch einen Menschen“ ist für mich eine der lustigsten Verkehrte-Welt-Geschichten. Die Idee, die bekannte Welt einmal völlig verdreht für uns Menschen zu erzählen, um dabei ohne erhobenen Zeigefinger, Kinder und Erwachsene aufzufordern, über die Erfüllung eines Haustierwunsches gut nachzudenken, begeistert mich immer wieder. Dazu tragen auch die Bilder von Philip Waechter bei, die die Geschichte mit vielen amüsanten Details bereichern und weitererzählen. Ein Buch, das mich immer wieder zum Schmunzeln bringt und tatsächlich auch einmal bei einer Haustierdiskussion helfen konnte. Gut, wenn man so lustige und gelungene Bücher an seiner Seite weiß!
Liebe Frau Boie, vielen Dank für Ihre wunderbaren Geschichten und die herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem Geburtstag!

(Kisten Boie: „Josef Schaf will auch einen Menschen“. Oetinger, 2002)

 

Hannah S. wählt „Wir Kinder aus dem Möwenweg“

DSC_0052-1„Brüder sind eigentlich sehr unpraktisch.
Einmal habe ich Mama gefragt, warum sie nicht lieber nur lauter Mädchen gekriegt hat. Mit denen hätte ich dann gut spielen können.
‚Das sucht man sich nicht aus, Tara‘, hat Mama gesagt. ‚Und sooo schlimm sind Petja und Maus doch auch nicht.‘
Aber sie hat überhaupt keine Ahnung, wie blöde Petja manchmal sein kann.“

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie Recht Tara doch hat. Und das gilt nicht nur für große Brüder, sondern auch für kleine. Und außerdem für kleine Schwestern. Vor allem dann, wenn sie einem immer und überall hin hinterher laufen.
Eigentlich war meine Kindheit fast genauso wie im Möwenweg. Nur nicht ganz so toll. Denn dort ist alles ein kleines bisschen besser als im echten Leben. Die Eltern regen sich weniger über dreckige Hosen und Gesichter auf, Geschwisterstreits werden schneller beigelegt und es gibt viel mehr Feste und Ausflüge als man sich vorstellen kann. Außerdem gibt es dort den großen Bruder, den ich mir immer gewünscht habe (und der wäre bestimmt nicht blöd gewesen!).
Danke für all die großen Alltagsabenteuer, die ich mit den Kindern aus dem Möwenweg erleben durfte und die alles immer ein bisschen besser gemacht haben!

(Kisten Boie: „Wir Kinder aus dem Möwenweg“. Oetinger, 2000)

 

Ulrike wählt „Linnea“

cdc8614f-39cc-4e7d-a8ee-22d7183a7115Liebe Linnea !

Problem, Lösung. Genauso geht´s !
Unkonventionell, kreativ und fantasievoll stellst Du Dich den Herausforderungen des Alltags.
Mit Deinem ganz besonderen Blick  auf Umstände und Ereignisse meisterst Du jedwede Aufgabe im Handumdrehen.
Deine Strategien, um selbst gesteckte Ziele zu erreichen, sind vorbildlich. Ich sage nur: Micky Maus- Pflaster !
Und ich bin da ganz bei Dir: manche Sachen SAGT man. Aber manche für einen wichtige Sachen muss man auch schreien. Vereinfacht die Angelegenheit, man wird sofort gehört.
Die Geschichten über Dich, Deine Familie und Freunde sind mehr als das: Sie sind Ideenratgeber für alle Lebenslagen.

Liebe Kirsten Boie,
herzlichen Dank für all die wunderbaren Figuren und die Geschichten über ihre großen und kleinen Abenteuer.
Alles Gute zu Ihrem Geburtstag und allzeit einen gespitzten Federkiel und ein gefülltes Tintenfass zu Hand.

(Kisten Boie: „Linnea. Allerhand und mehr“. Oetinger, 2005)
* Eingangstext geschrieben von Dagmar Gausmann
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