Für Andreas Greve

Dichter und Schriftsteller

Lieber Andreas,

für uns alle, die wir Dich kannten zum Glück, hast du schon 2019 einige Deiner Lebenserinnerungen veröffentlicht. „Etwas ist immer“ hast Du sie ganz passenderweise genannt.

„Plötzlich und unerwartet“ bist Du im Juli 2023 gestorben. Viel zu früh mit 70 Jahren! Über die Floskel „plötzlich und unerwartet“ sehe ich Dich schon einen sehr ironischen Reim dichten. Irgendwo.

Als ich diesen Nachruf schrieb, da habe ich, neben der stattlichen Anzahl Deiner Publikationen, die ich in meinem Bücherregal fand und auf meinen Schreibtisch legte, auch noch mal ins Netz geschaut, da gibt es sehr viel Fundstellen zu Andreas Greve, Schriftsteller und schöne Porträtfotos von Dir.

Ich muss mir also gar keine Gedanken machen, ob all die komischen und berührenden Gedichte und feinen Beobachtungen zu Stadt, Land und Gesellschaft, die Du, oft kongenial zeichnerisch kommentiert durch Til Mette, ob Dein Leben, Deine Librette oder Deine besondere Gestalt in Vergessenheit geraten könnten.

Haben wir auch nichts vergessen? Atlantis Verlag, Zürich 2020

Und so kann ich mich hier konzentrieren auf, ich wage es zu schreiben, Deine wunderbarsten und vor allem liebevollsten Geschichten: Die Geschichten für Kinder. Durch Dein Schreiben für Kinder haben wir uns ja auch kennengelernt vor vielen Jahren, im Kinderbuchhaus. Dort konntest Du den folgenreichen Kontakt zum Atlantis-Verlag knüpfen und zwei, ich sage es wirklich ehrlich, der besten Bilderbücher, die ich kenne, wurden geboren.

Und nun werde ich wirklich traurig, denn wer soll nun Hubert und Huschl zu weiteren Abenteuern verhelfen?

Deine so absolut kongeniale Kollegin für diese beiden Grundlagenwerke über Freundschaft, Lena Winkel, sie könnte doch noch viele Abenteuer so anrührend, menschlich, tiefsinnig, mit leichtem Sinn und beschwingtem Strich illustrieren und tiefenausleuchten. Aber wer schreibt nun diese Geschichten mit den beiden Freunden, über Großmut und Langmut, über das Verzeihen und das sich zusammen freuen, über das Abschiednehmen und das es nicht erwarten können, sich wiederzusehen.


Und über die grundlegende Weisheit, dass Freundschaft über das gemeinsame Erleben genauso entsteht, wie über die Geschichten, die man sich dann drüber erzählen kann. Ach! Ich fürchte, die einzigartigen Stimmen von Hubert und Huschl sind mit Dir verstummt.

Aber nein! Hubert und Huschl werden doch weiterleben in den beiden Bilderbüchern und in noch so manchen Werkstätten, die wir im Kinderbuchhaus, gemeinsam mit Lena und diesen Büchern und vielen fröhlich kichernden Kindern veranstalten werden.

Immer wirst auch Du dabei sein, denn eins ist sicher:

Du wirst nicht bald wiederkommen, aber wir werden Dich nicht vergessen.

Farewell, lieber Greve, lieber Andreas!

Dagmar Gausmann, Ottensen im Juli 2023


Illustration: Lena Winkel

Andreas Greve, Lena Winkel:
Komm bald wieder. Atlantis Verlag, Zürich 2018

Andreas Greve, Lena Winkel:
Haben wir auch nichts vergessen? Atlantis Verlag, Zürich 2020

Andreas Greve:
Irgendwas ist immer. BoD, 2019

Andreas Greve liest aus Haben wir auch nichts vergessen?

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