Karen Begemann

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Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.

(Johannes 16, 22)

 

Hamburg, 17. Mai 2020

Liebe Karen,

unsere gemeinsame Kollegin und Freundin Kerstin Hof hatte für ihre weiterBilden Arbeit im Kinderbuchhaus einen Leitspruch formuliert. Der heißt noch immer: „Mit Herz, Hand und Verstand“.

Dieses Motto könnte aus meiner Sicht Dein Lebensmotto gewesen sein. Mit Deinem großen Herzen, mit Deinen geschickten Händen, mit Deinem wachen, pragmatischen, und, ja!, Deinem Sinn für Poesie, hast du uns viele Jahre begleitet.

Genauer gesagt seit 2006. Da hast Du die ersten Buchbindewerkstätten für Kinder im Kinderbuchhaus geleitet. Auf Vermittlung von Nina Kuhn hin, neugierig, unserem Projekt zugewandt, von Anfang an.
Warst also seit Anbeginn der Arbeit des Kinderbuchhauses an unserer Seite. Und seit 2008 außerdem auch unser Vorstandsmitglied. Wir wussten damals noch gar nicht, ob es überhaupt gelingen könnte: ein Kinderbuchhaus bauen. In dieser großen und an kultureller Vielfältigkeit reichen, aber an finanziellen Mitteln für die Kinderkultur nicht so üppig ausgestatteten Stadt Hamburg. Hier ein Kinderbuchhaus aufbauen? Wie kann das gelingen?

Buchkultur für Kinder lebendig erfahrbar machen, als Schatz und Lebensmittel zugleich: Das wolltest Du gern mit uns versuchen. Und so kam es.

Durch Dich haben unzählige Kinder im Kinderbuchhaus erfahren können, was ein Buch nicht nur inhaltlich, sondern auch physisch ausmacht. Wie kommen die Seiten eines Buches so zusammen, dass es ein erlebbares Buch wird. Seiten, die gebunden werden müssen, ein Buchrücken, der nicht brechen darf. Ein schützender Einband. Zusammenbinden. Das ist zugleich eine gute Metapher für Dein Lebenswerk. Ich sehe noch immer Kinder vor mir, die nicht glauben konnten, dass sie mit Deiner (oft sehr aufwendigen Vorarbeit) ein richtiges Buch gebunden hatten. Oder eine Zaubermappe, in der sich die geschriebenen Nachrichten auf geheimnisvolle Weise verstecken und wieder zum Vorschein kommen.
Ich sehe die Leimtöpfe, die Du mitbrachtest, die durch Deine Werkstatt zuvor zugeschnittenen bunten Papiere, die Fäden, die Falzbeine, die Buchpresse, die Du uns geschenkt hast, den alten Setzkasten mit den Schubladen, in denen unsere BesucherInnen noch immer alte Bleilettern entdecken und bestaunen können…

Buchkultur mit allen Sinnen erleben: Das hast Du im Kinderbuchhaus über so viele Jahre für unsere Schulkinder möglich gemacht. Darüber hinaus warst Du Förderin, hast uns in schmalen Finanzzeiten eine 450 Euro Stelle geschenkt. Du warst Netzwerkerin: Hast uns den Kontakt zur Agentur Paperlux geschenkt und damit unser neues Logo. Du warst und wirst immer bleiben: Freundin. Hast uns, hast mich bestärkt, gestützt. Und wir haben immer, immer auch zusammen gelacht!

Ich werde deine frohe Stimme, dein Lachen immer in mir bewahren.

Liebe Frau Begemann, liebe Bettina, liebe Familie von Karen,
das Team des Kinderbuchhauses, die Vereinsmitglieder, viele IllustratorInnen sagen von Herzen DANKE und FAREWELL! Wir sind mit Ihnen und euch nun erst einmal sehr traurig. Und nehmen den Bibelvers ernst, den Sie und ihr für Karen ausgesucht habt. (Johannes 16,22)

Wir verabschieden uns außerdem mit der von Karen sehr geliebten „Kleinen“ in Peter Schössows „Gehört das so??!“ Auf der letzten Seite heißt es da:

„Schön war’s“

Dagmar Gausmann

 

Liebe Karen, liebe Angehörige von Karen, liebe Freunde von Karen,

Franz von Assisi wird folgendes Gedicht zugeschrieben:
Der, der mit den Händen arbeitet, ist ein Arbeiter.
Der, der mit seinen Händen und mit seinem Kopf arbeitet, ist ein Handwerker.
Der, der mit seinen Händen, seinem Kopf und seinem Herzen arbeitet, ist ein Künstler.

Ich finde, das beschreibt Karen sehr schön. Darüber hinaus bist Du vor allem unsere Freundin! Ich bin sehr dankbar für inspirierende Gespräche, einen immer positiven und neugierigen Blick auf das Leben und Dein Lachen.

Mögest Du in Frieden ruhen.

Dagmar Bergs-Winkels

© Sabine Wilharm

© Sabine Wilharm, „Der beste Tag aller Zeiten“. Carlsen 2013.

 

Du hast mich geträumt Gott
wie ich den aufrechten Gang übe
und niederknien lerne
schöner als ich jetzt bin
glücklicher als ich mich traue
freier als bei uns erlaubt.
Hör nicht auf mich zu träumen Gott
ich will nicht aufhören mich zu erinnern
dass ich dein Baum bin
gepflanzt an den Wasserbächen
des Lebens.
 
(In: Loben ohne lügen, Dorothee Sölle, Berlin 2000, S. 12)

 

Es ist seit längerem zu befürchten gewesen, nun ist Karen nicht mehr in der Welt, und ich empfinde einen echten Verlust. Ihre stets zugewandte Bereitschaft und Offenheit, ihr freundliches, unterstützendes und dabei fast scheues Wesen – ich habe sie sehr gemocht! Und so sehr geschätzt für ihre Professionalität, ihr Handwerk! Sie war jemand, auf die ich zählen konnte, und sie konnte es umgekehrt auch auf mich. Ich durfte von ihr lernen und durfte sie begleiten. als Counselor hat sie mir größtes Vertrauen entgegengebracht, sich mir anvertraut, und ich fühle mich dadurch außerordentlich geschätzt. Es war und bleibt eine Ehre und Freude für mich. Karen war auch eine unerschrockene und deutliche Feministin, hat diese Haltung vertreten und gelebt bis ins Persönliche hinein. Auch darin habe ich mich ihr nahe gefühlt, sie war eine konsequente ‚Mitstreiterin‘ in dieser Sache, die ihr schon lange ein Anliegen gewesen ist. Ihre Krankheit hatte uns schon länger getrennt, ich habe ihren Wunsch nach Rückzug respektiert und fühle nun dennoch bedauern, dem nachgekommen zu sein. Sie ist ganz und gar unersetzlich, hat die Welt besser gemacht durch ihre Anwesenheit. Sie fehlt und ich wünschte, ich könnte sie noch mal sprechen, sehen, mit ihr kaffeetrinken, essen und lachen. Ich halte ihr Andenken lebendig in mir.

Kerstin Hof

 

Liebe Dagmar,

die Nachricht von Karens Tod hat mich fassungslos gemacht.
Ich kann es immer noch nicht glauben. Noch höre ich ihre Stimme, die stets so beruhigend auf mich wirkte. 

Einmal hatten wir eine Mitgliederversammlung des Kinderbuchhauses in ihrer Buchbinderei, daran erinnere ich mich zu gerne.
Auch im Museum der Arbeit habe ich sie besucht bei der jährlichen Ausstellung der Buchkunst.
Und natürlich war sie meistens bei den Mitgliederversammlungen da.
Ihre Arbeiten stehen in meiner Bibliothek, vor Kurzem hielt ich sie noch in der Hand.

So traurig, diese wunderbare Frau nicht mehr treffen zu können.

Ich danke Dir, dass Du an alle geschrieben hast und ich werden Karen nie vergessen können.

Herzliche Grüße,
Marie-Thérèse

Marie-Thérèse Schins

 

Wie traurig, Dagmar. Sie strahlte Integrität aus, verbunden mit großer Liebenswürdigkeit. Sie war klar in ihrem Urteil und ausgleichend. Sie war ein wichtiges Stück „Kinderbuchhaus“.

Herzlich,
Klaus

Klaus Humann

 

Liebe Frau Gausmann,

das ist wirklich eine traurige Nachricht, und ich kann gut nachvollziehen, dass dieser Verlust sehr schmerzt.

Soweit ich das wahrnehmen konnte, gehörte sie von Anfang an zu den Säulen, die das Kinderbuchhaus als Idee und mit ihren konkreten Angeboten auch als Praxisfeld verlässlich und hochengagiert unterstützt haben.

Sie wird fehlen.

Werner Frömming

 

Liebe Dagmar,

das ist ja eine furchtbar traurige Nachricht! Karen war so eine energetische, lebensbejahende und durch und durch freundliche Person. Was für ein Verlust für euch und sicher auch für dich persönlich!

Ich denke an euch und grüße euch herzlich und betroffen aus der Ferne
Susanne

Susanne Koppe

 

Liebe Karen,

immer wieder sehe ich Dich ganz genau vor mir:
Deine unglaublich wohltuende Art, Deine so klare und angenehme Stimme,
Deine Lebendigkeit und Deine positive Einstellung dem Leben gegenüber.
Herzhaft, herzlich, das sind Worte, Eigenschaften, die ich mit Dir verbinde.
Absolute Präsenz zeichnet Dich aus.
Ein Mensch, mit dem man sich einfach wohl, zu Hause fühlt, ein Mensch, der Sicherheit und Zuversicht ausstrahlte. Ein Mensch, der selten ist. Einmalig, natürlich.
Wir wussten schon lange umeinander, bevor wir uns kannten, und als ich Dich dann das erste Mal in Deiner Werkstatt besuchte, schien es mir, als ob wir uns schon ewig kennen würden.

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© Stefanie Harjes

Ich bin dankbar für alles, was ich mit Dir und durch Dich erleben durfte. Für Deine Großzügigkeit und die Pläne, die wir noch im vergangenen Jahr geschmiedet haben.
Auch, für das, was Du mich gelehrt hast, ohne selbst davon zu wissen. 

Ich trage es in meinem Herzen und Dir richte ich dort einen großen Salon ein.

Liebe Karen, dass Du nicht mehr unter uns sein sollst, ist nicht zu fassen. Ich bin mir dennoch sehr sicher, dass Du bist, zwar nicht hier aber Du bist.
Anderes ist absolut nicht vorstellbar.

Ich vermisse Dich sehr und sende Dir alles Liebe, wo immer gerade Du auch bist.

Deine Stefanie „Überm Wind“ mit Kai

Stefanie Harjes

 

Was ich vor mir sehe, wenn ich an Karen Begemann denke:

Ihre wachen Augen,
ihre schönen, immer ein bisschen widerspenstigen Haare,
aber vor allem ihr Lächeln: mal still und nachdenklich, mal strahlend und gut gelaunt – ein Lächeln, angesichts dessen man sich gleich ein bisschen froher fühlte, und wenn man zuvor noch so grimmig gelaunt war.

Ich habe sie als erstaunlich geduldig erlebt. Vor Jahren war ich bei einem ihrer kleinen Workshops. Wir Laien machten alles falsch, was man nur falsch machen konnte, während sie mit ihren geschickten Händen einen Fehler nach dem anderen korrigierte, ganz ruhig und gelassen. Der Gedanke, dass sie in denselben zwei Stunden einen ihrer wunderbaren Bucheinbände hätte entwerfen können, kam ihr vielleicht gar nicht. Sie war, glaube ich, vollkommen uneitel.

Begabt, freundlich und voller Leben – dass Karen Begemanns Zeit so knapp bemessen war, ist eine sehr traurig stimmende Nachricht.

Magdalene Hanke-Basfeld

 

Liebe Alle, die Karen vermissen werden,

ich habe eine Weile überlegt, an wen ich in ein digitales Kondolenzbuch schreibe und auch, ob ich überhaupt etwas schreiben mag. 

Es gibt da meine ganz persönlichen Gefühle der Dankbarkeit und auch Bewunderung für Karen, die so sehr als Mensch gewirkt hat – im privaten wie auch in ihrer Profession.
Und dann gibt es die vielen schönen Erinnerungen, von denen ich denke, dass sie einige (wahrscheinlich viele) , die sie vermissen werden, teilen mögen.

Vor allem denke ich an ihre funkelnde Präsenz. Immer wenn ich auf Karen traf, hat sie ein strahlendes Lächeln gehabt. Während ich das schreibe, sehe ich sie direkt vor mir und muss selbst zurück lächeln. Und dann gab es natürlich auf viel mit ihr zu lachen.
Sie hatte so viel zu tun, aber wenn sie sich Zeit frei schaufeln konnte, dann haben wir das Zusammensein in diesem fröhlichen Sinne auch immer genießen können. Mit Rotwein, zu Weihnachtsfeiern, Geburtstagen, mit und ohne Gesang, meistens auch mit Papier. 

IMG_6210Ich habe heute in meiner Materialkiste herum gekramt und nach Erinnerungen geschaut. Papier und Pappe – aus dem Bestand von Karen liegen dort noch wie ein Schatz. Sofort sehe ich auch die blau-gelben Töpfe mit den dicken Pinseln und dem Leim, die Karen immer dabei hatte. Die Erinnerungen sind so vielseitig. Tatsächlich riechen sie auch nach Leim, fühlen sich nach Papieren und Pappen an, klingen nach Gesang.

Karen wird mir fehlen, ihre Lebendigkeit, ihre Zugewandtheit, ihre Präsenz. Ich bin dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, sie kennen gelernt zu haben und von ihr zu lernen. Die Erinnerung an sie bleibt lebendig. Und darüber freue ich mich.

Ich wünsche allen, die sie vermissen, dass sie Trost finden können. Ich werde gleich ein bisschen im Kondolenzbesuch weiterlesen. Vielleicht ergibt sich für die eine oder den anderen auch mal die Gelegenheit persönlich Erinnerungen zu teilen. Das würde mich freuen.

In diesem Sinne herzliche Grüße an alle

Heike Roegler

 

Für Karen

Was kann ich dir nun noch schreiben?
Ich lese im Kondolenzbuch und bin traurig.

72dpi_gänsehautEs war so schön, mit dir zu arbeiten. Ich konnte gemeinsam mit Juliane Einblick in deine Werkstatt haben – Werkzeuge, Materialien und Zwischenzustände des Buchbindehandwerks fotografisch festhalten, um eine Ausstellung zu entwickeln. Geleimt und gebunden – oder wie kommen die Seiten ins Buch war der Titel der Ausstellung und beschreibt so gut, wie du Dinge zusammengetragen hast.

Dann kam diese schwere Krankheit. Wir standen wieder in deiner Werkstatt. Du hattest dich erholt, trotz der Kraft, die der Kampf dich gekostet hatte, warst du voll Tatendrang wie immer! Du bist, – warst eine energiegeladene Frau, die mit ihrem warmen Blick und offenen Herz die Menschen für die Idee von Hand und Werk begeistert hat und dabei das ganze bewegte. Es war wunderbar, mit dir Zeit zu teilen.

Wo bist du nun? Du bleibst bitte, weil wir miteinander geteilt haben, was unseren Geist glücklich macht. Es ist so traurig, dass du nun schon weg bist. Weg oder weg?

Ich weiß es nicht.

In dieser traurigen Zeit wünsche ich allen Trost im Gespräch miteinander
und Leim, um verbunden zu bleiben.

Sabine Dittmer

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