Ein Beitrag von Ulrike Thomzig
Ein alter Freund von mir betrieb seinerzeit einen eleganten Hundesalon. In Düsseldorf. Auf der Immermannstraße. Ganz Düsseldorf ließ dort frisieren. Alle, sowohl aus den kunst- als auch den reinseidenen Gesellschaftsschichten.
Es gab einen komfortablen Shuttle-Service zur Abholung und Rückbringung der haarigen Kundschaft, aber auch eine dem Salon vorgelagerte Boutique für diejenigen, die in Begleitung persönlich vorbeikamen. In den beleuchteten Vitrinen war allerlei Zubehör ausgestellt: sowohl farbenprächtige Halsbänder, Geschirre und Leinen, übersät mit Nieten und funkelnden Brilli-Steinchen. Viel Gold. Durchaus auch Modelle von schlichter und zurückgenommener Eleganz. Eine etwas kleinere Auswahl, Düsseldorf halt eben. Dazu eine umfangreiche Ess- und Trinknapf-Geschirr-Auswahl. Auch hier: Gerne was mit viel Dekor. Und Gold. Und selbstverständlich die passende Kleidung für jedweden Anlass. Lodenjoppen für den jagdaffinen Dackel. Buntlackglänzende Regencapes mit vier dazugehörigen farblich abgestimmten Gummistiefel- Manschetten. Schlafanzüge in rosa und hellblau mit angerüschten Beinchen. Wahlweise mit Hasen- oder Katzenmotiven.
All das war aber nur der schmückende Rahmen für das Hauptgeschäft, den Frisiersalon, und der fand in den hinteren Räumen statt. Eine wohl ausgestattete Beauty-Oase mit den Bereichen Waschen und Trocknen und mittig im Raum stehenden höhenverstellbaren Arbeitstischen, anzupassen sowohl auf Frou-Frou-Größe als auch Königspudel-Schulterhöhe. Wenig Begeisterung weckte bei der Hunde-Kundschaft in der Regel der erste Programmteil: Waschen, das fand selten großen Anklang. Das Trocknen und Föhnen danach war dann schon meist ein Schritt in die richtige Richtung. Das anschließende Auskämmen ziepte hier und da und kam wieder nicht so gut an.
Aber bei Faconschnitt, Nacken- und Rückenmassage und dem traulichen Gespräch nebst Hundekeks-Belohnung kehrte entspannte Ruhe ein. Die dann meist auch gerne im Liegen stattfinden sollte, was eine kleine Einschränkung für das Frisierhandwerk bedeutete.
Große und lautstarke Begeisterung dann beim anschließenden Zusammentreffen von Mensch und Hund. Zunächst der Austausch von mehrfach und beiderseits in unterschiedlichen Tonhöhen ausgerufenem „Nein, was siehst du aber auch wieder schön aus“ und gebelltem „Wenn du wüsstest, was ich dafür aber auch wieder auf mich genommen habe“. Und dann die tiefe Zufriedenheit und das Wissen des klugen Hundes: Der Aufwand hat sich mal wieder gelohnt. Das gibt zum Abendbrot eine Extra-Portion.
Hundesalon von Verena Hochleitner ist im Tyrolia Verlag erschienen.
Empfohlen ab 4 Jahren.
:::
Weitere Buchtipps zum Thema Kinder & Friseur:
- Bär Flo geht zum Friseur, Marian van Vliet, Hueber Verlag , ab 2 Jahren
(mehrere zweisprachige Ausgaben erhältlich) - Cowboy Klaus und Kaktus Krause, Eva Muszynski & Karsten Teich, Tulipan Verlag, ab 6 Jahren
- Das Schwein beim Friseur und andere Geschichten, Erich Kästner, Atrium Verlag, ab 8 Jahren
- Einmal Haare schneiden bitte, Dana Grigorcea & Anna Luchs, Baeschlin Verlag, ab 3 Jahren
- Fridolin Franse frisiert, Michael Roher, Picus Verlag, ab 3 Jahren
- Vorne kurz und hinten lang, Sabine Bohlmann & Sonja Bougaeva, Thienemann Verlag, ab 4 Jahren