Die Illustratorin Nele Palmtag im Kinderbuchhaus

Bald bekommt Nele Palmtag sicherlich ganz ohne zu fragen den Besucherschlüssel unten an der Pforte des Altonaer Museums ausgehändigt. Mehrfach war die Hamburger Illustratorin in der letzten Zeit zu Gast im Kinderbuchhaus – und wir wollen sie nun auch gar nicht mehr missen. So vielfältig ihre Ideen für zahlreiche Bilderbücher sind, so differenziert ihre Buntstift- und Drucktechniken für ihre witzigen, leicht daher kommenden, aber stets geschichtenreichen Bilder, so bemerkenswert ist auch ihr pädagogisches Talent und ihre menschliche Wärme. Schnell tauen die kleinen und großen Werkstattteilnehmer auf und verlieren die Scheu vor dem Selbermachen. Und genau darum geht es auch immer in den Werkstätten des Kinderbuchhauses: Lernen von den Künstlern und dann selber machen! Ob im Projekt „Weichenstellung“ der ZEIT-Stiftung – darüber werden wir noch abschließend berichten –, für das sie mit geflüchteten Kindern und ihren Mentoren eine Gezeichnete Sprache auf Papier entwickelt, oder wenn sie Künstlerkollegen und Freunden des Kinderbuchhauses ihr neuestes Buch präsentiert – „Max Mütze“, der Atlantis Verlag lud ein zur Buchpräsentation im Kinderbuchhaus –, oder aber, wie jüngst geschehen, wenn eine Gruppe Erzieherinnen einen Fortbildungsvormittag im Kinderbuchhaus bucht. Was ganz leicht zur Pflichtveranstaltung ausarten kann wurde für die Gruppe von Erzieherinnen der Rudolf-Ballin-Stiftung, die mit Frau von Falkenhayn zu uns kamen, zur reinen Freude für alle Beteiligten. Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass Frau von Falkenhayn den Kontakt zu uns über die Hamburger Kinderbuchtage fand, an denen sie teilnahm und durch Kerstin Hof zum echten Fan des Kinderbuchhauses wurde. 15 Erzieherinnen mit dem Schwerpunkt Kita-Bibliothek fanden sich am 2. November bei uns ein. Eine kleine Führung durch unsere aktuelle Ausstellung machte neugierig auf mehr und gab schon erste Einblicke in den Gestaltungsprozess eines Bilderbuches: „Was ist ein Vorsatzpapier?“ – „Aha!“ Bevor dann Nele Palmtag in der Tür zur Werkstatt, angetan mit schön farbgefleckter Arbeitsschürze wie eine Illustratorin aus dem Bilderbuch, die Teilnehmerinnen begrüßte. Ab ging es, per Power Point in die Bilderbuchwelt der Nele Palmtag. Wie komme ich zu einer Geschichte? Was mache ich, wenn schon zig andere vor mir ein Thema illustriert haben? Wie nähere ich mich meinen Figuren an? Was will ich mit dem Bild erzählen? Was erzählen die Wörter? Wir erfuhren viel über die Freiheiten und auch über leise Zwänge der Illustrationskunst. Besonders amüsant war es zu erfahren, dass sogar Figurenwanderungen zwischen Büchern stattfinden: Ein Riese aus Kitty Crowthers Bilderbuch „Annie“ entschied sich freiwillig (und mit Erlaubnis seiner Schöpferin), am „Riesenfest“ Nele Palmtags teilzunehmen. Sucht mal!

Anschließend ging es in die Eigenproduktion. Schnell waren Stempel hergestellt aus Moosgummi und Bauklötzchen. Die Erzieherinnen waren überrascht, wie schön sie drucken können. Das Fazit nach zweieinhalb Stunden war für mich überwältigend: Es waren nicht nur Nele Palmtags schöne Bilder gezeigt und dann selbst gedruckt worden, vor allem wurden die Frauen ermutigt, selbst etwas zu machen. „Was ich am schönsten finde ist, dass ich alles mit in die Kita nehmen kann, was ich heute gehört habe, und ich kann es sofort in eigene Ideen umsetzen.“ „Ich kann ganz viel damit anfangen, was hier heute gezeigt worden ist, und ich weiß nun, wie viel Arbeit so ein Bilderbuch macht.“ „Danke Nele, du hast das so toll gemacht. Vor allem so menschlich!“

Dem kann ich mich nur anschließen. Ganz große Kunst! Und große Kunst der Vermittlung.

Dagmar Gausmann

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