6. Hamburger Kinderbuchtag – Eindrücke einer Teilnehmerin

Denkanstöße – Glücksmomente – Initialzündungen

Ein Schaf hüpft trällernd über ein weizengelbes Fell, eine Katze räkelt sich zufrieden. Man mäht und miaut über den Fortgang des Lebens – ein Film, in weniger als einer Stunde entstanden. Ein weiterer Streifen switcht Größen und Stimmen von Tieren und wirft so die Frage auf: Wer ist hier eigentlich ein Hund? Woanders streiten Schere und Klammer über Gegensätze und Zusammenhänge, Exoten gehen zudem ihren Reise- und Daseins-Phantasien auf den Grund. Themen, die große Philosophen ins Grübeln bringen. Und die knapp 20 Teilnehmer der 6. Kinderbuchtage Hamburg zu Regisseuren, Darstellern, Stimmenimitatoren oder Drehbuchschreibern und Ideenlieferanten werden ließen. Unter anderem…

Auch mich hat es nach Altona gezogen: Mein Faible für schöne Kinderbücher hat mich ins Kinderbuchhaus gebracht. Austausch und Anregung erhoffte ich mir. Und einen Realitätscheck, was mögliche berufliche Entwicklungen angeht. Das breit gefächerte Programm hielt auf jeden Fall, was es versprach: Anregung, Einblick, Information.

Und noch mehr: Bereichernd war für mich zum Beispiel, was Nina Kuhn von der Agentur Literaturkontor zum Thema „Vom Lesen leben“ sagte. Mein Leben ist so sehr vom Lesen und von Sprache geprägt, das Lesen ist so essentiell darin, doch ich habe in diese Richtung eigentlich nie gedacht. Wo soll also demnächst die Reise hingehen?

Verlagsmitarbeiter, Agenturchefin, Illustratorin – jeder Vortrag brachte neue Einblicke: Fellfiguren und 3D-Effekte auf Buchseiten, Nutzungsrechte und Zusatzgeschäft, Farbphantasien oder Fehldrucke, die ewig ärgern. Die Profis Frank Kühne vom Carlsen Verlag, Susanne Koppe von der Agentur „auserlesen. ausgezeichnet“ und Künstlerin Heidrun Boddin nahmen kein Blatt vor den Mund.

Sprachliche Wissenslücken stopfte die Philosophin Kristina Calvert. Der Ausdruck „durchsichtbar“ wird mir und den aFoto 09.04.15 1nderen Teilnehmern ganz sicher im Wortschatz erhalten bleiben. Und natürlich die Erkenntnis, wie vielschichtig sich simple Fragen manchmal ins Leben drängeln. Kinder stellen einfach alle Fragen. Und Kinderbücher können selbst in schwierigste Themen einführen – behutsam, phantasievoll, lehrreich.

 

Die Ideen, die beim Spiel mit Fragen und Bildern sprudelten, setzten sich später ganz selbstverständlich in Dialogen und Storys fort. Museumspädagogin Heike Roegler forderte den Spieltrieb mit einer Film-App heraus – siehe oben. Spieltrieb und Spielfreude vermittelten sich auch beim Kamishibai, einer japanischen Form des Geschichten-Präsentierens, die Erzähl-Theater und Improvisations-Bühnen quasi vereint. Literaturpädagogin Annette Huber machte vor, wie es geht. Ideen für ähnliches sprudelten – nicht nur bei mir – zuhauf.

In den Pausen wurden Lieblingsbücher vorgestellt, Anregungen weitergegeben, erste Werke präsentiert. Den Wunsch nach etwas Eigenem erfüllten dann auch Buchbinderin Karen Begemann und Künstlerin Gabriela Kilian in der Kinderbuchhaus-Werkstatt. Mit ein wenig Anleitung entstanden in der Werkstatt zahlreiche Leporellos mit fabelhaften Blumenkindern. Ein großer Spaß (der auch die Sitzmuskulatur etwas entlastete).

Am schönsten fand ich aber das Lächeln, das sich über die zwei Tage immer wieder in die Gesichter stahl. Es zeigte, wie viel Herzblut und Engagement Vortragende und Organisatoren in diese Tage steckten, welche Freude sie an der Vermittlung hatten. Und wie sehr sie die Teilnehmer damit beflügelten, bereicherten, bestärkten. Eine tolle Atmosphäre als Bonus zu wertvollem Input!

PS: Mit ein bisschen Glück entsteht aus der Teilnehmerrunde der 6. Kinderbuchtage ein kleines Netzwerk, in dem sich Gleichgesinnte inspirieren, ergänzen, anleiten, befördern. Ideen für weiterführende Workshops und eine Vernetzungsliste gibt’s schon.

Ein herzlicher Dank dafür geht an Sabine M.

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